Wie in allen anderen Branchen hat Covid-19 seit seinen Anfängen im März
2020 auch in der Immobilienwelt viel Unsicherheit ausgelöst. Der Bereich
Wohnen erwies sich jedoch schon vorher als «Betongold».
Es wird immer wichtiger, Platz zum Wohnen zu haben – und weniger
wichtig, wie nah der Sitz des Arbeitgebers ist. Die generelle Nachfrage
nach Wohnen ist aufgrund coronabedingter Faktoren merklich gestiegen.
Die Anzahl der Homeoffice–Mitarbeitenden wird sich in den nächsten
Jahren deutlich erhöhen. Damit steigt auch der Bedarf an Wohnraum.
Weiter wird künftig der Wohnort nicht mehr in der Peripherie des
Arbeitsorts liegen müssen, was eine Verlagerung der Nachfrage auf
Randregionen lenkt. Es werden somit auch Regionen berücksichtigt, welche
ausserhalb der herkömmlichen Zentren liegen. Langfristig könnte dies
sogar die Nachfrage in den näheren Agglomerationen verringern.
Ein weiterer wichtiger Faktor sind auch Einsparungen bei den niedrigeren
Ausgaben für Ferien, welche sich aufs Haushaltsbudget auswirken – was
wiederum mehr Liquidität fürs Wohnen bringen wird.
Folgen für den Eigentumsmarkt
Infolge der vorher genannten Faktoren haben sich Eigentumswohnungen
und Einfamilienhäuser für Wohn- und Ferienzwecke in der Schweiz im
vergangenen Jahr verteuert. Die Preisentwicklung war regional breit
abgestützt. Im Laufe des Jahres werden die Preise für Eigenheime
voraussichtlich weiter steigen. Der Preisanstieg dürfte sich jedoch
gegenüber dem Vorjahr etwas verlangsamen.
Die Zinsen sind zudem nach wie vor sehr tief. Aufgrund der hohen
Immobilienpreise weichen darum viele in die Peripherie aus, welche dank
Corona und Homeoffice deutlich interessanter geworden ist. Einziger
Wermutstropfen für viele potenzielle Käufer ist die nach wie vor
umstrittene Tragbarkeitsberechnung der Banken. Einerseits ist diese
wichtig, damit es nicht zu einer Überschuldung der Kunden kommt,
andererseits ist die Hürde mit kalkulatorischen fünf Prozent immer noch
sehr hoch gegenüber den aktuellen Zinssätzen. Die verschiedenen
Anspruchsgruppen diskutieren dies kontrovers.
Bei den Einfamilienhäusern klettern die Preise infolge Knappheit in
Zentren und direkten Agglomerationen in die Höhe – die
Transaktionspreise liegen auf Rekordwerten. Die wichtigsten
Bergdestinationen verzeichneten sogar die stärksten Preisanstiege seit
2012. Auch weniger gut erschlossene Feriendestinationen profitieren von
diesem Trend. Der Markt ist dank der Alternativlosigkeit infolge Corona
nochmals stark angekurbelt worden. Schweizerinnen und Schweizer machen,
wenn möglich, Ferien in den eigenen vier Wänden.
Auch der Mietwohnungsmarkt reagiert
Auch im Mietwohnungsbereich ist der Trend nach schöneren, grösseren
und neueren Wohnungen ungebrochen. Dabei spielen Faktoren wie die
Einsparungen infolge fehlender Alternativen für Ferien u.a. eine
entscheidende Rolle. Die Neubautätigkeit hat einen Höchststand erreicht,
noch sind aber einige Objekte in Planung/Realisierung.
Die Leerstandsquote ist nach wie vor auf tiefem Niveau, jedoch leicht
steigend. Künftig muss sicherlich mit höheren Leerstandsquoten gerechnet
werden. Ein Überangebot an Wohnungen führt mit hoher Wahrscheinlichkeit
auch künftig zu sinkenden Marktmieten.
Aus Investorensicht hat der zu erwartende hohe Leerstand der Kauflust
jedoch keinen Abbruch getan. So verteuerten sich 2020
Wohnrendite-Liegenschaften gegenüber dem Vorjahr um knapp fünf Prozent.
Gerade die wirtschaftliche Unsicherheit hat die Nachfrage nach diesem
wenig zyklischen Immobiliensegment gestützt. Bei Kaufpreisen von
Mehrfamilienhäusern ist gesamtschweizerisch von einem leichten Anstieg
auszugehen. Allerdings ist an Spitzenlagen das Potenzial für weitere
Preiserhöhungen bei den aktuellen Zinsen und Mietpreisen praktisch
ausgeschöpft.
Fazit und Quellen
Gesamthaft kann festgehalten werden, dass die tiefen Zinsen, die allgemein noch intakte Wirtschaftslage, das Wohlstandsniveau und das neue Covid-19-Phänomen den Wohnmarkt stark und positiv beeinflusst haben, beziehungsweise weiterhin beeinflussen werden.
Weiterführende Informationen sind dem Immobilienmarkt-Bericht 2021 der CSL Immobilien, dem Magazin der Credit Suisse CH-Immobilienmarkt 2021 und dem UBS Outlook Schweiz 2021 zu entnehmen.
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