Der Kapitalpuffer ist ein Instrument, das aus früheren Finanzkrisen
stammt. Er ermöglicht es Banken, eventuelle Kreditausfälle in Folge
einer platzenden Immobilienblase zu überstehen. Zum ersten Mal wurde er
antizyklische Kapitalpuffer im Jahr 2013 aktiviert. Seit 2014 mussten
Banken für jede Hypothek eine Sicherheit in Höhe von 2 Prozent der
Hypothek beiseitelegen.
Mit Beginn der Corona-Krise im Frühjahr 2020 wurde der antizyklische
Kapitalpuffer in der Schweiz per Bundesrat-Entscheid deaktiviert. Dies
war Teil eines Massnahmenpakets von Bund, Nationalbank und Finma. Denn
ohne Kapitalpuffer haben Banken einen grösseren Spielraum, um Kredite an
Unternehmen zu vergeben. Und das war vor allem während der Corona-Krise
essenziell für die Wirtschaftsförderung.
Die aktuelle Reaktivierung des antizyklischen Kapitalpuffers liegt mit 2,5 Prozent. Und damit um 0,5 Prozent höher als bei der Deaktivierung im März 2020. Damit schöpfen Banken den möglichen Rahmen für den antizyklischen Puffer aus.
Hintergrund für den neuen Beschluss
Der Bundesrat hat seinen Entscheid zur Kapitalpuffer-Aktivierung
damit begründet, dass die Gründe für die Deaktivierung nicht mehr
gegeben sind. Laut SNB sind keine Anzeichen von Kreditverknappung bei
Unternehmen mehr zu sehen. Darüber hinaus soll der Kapitalpuffer dabei
helfen, die Widerstandskraft des Schweizer Bankensektors zu stärken.
Es handelt sich um eine Korrektur, die Ungleichgewichten
entgegenwirken soll. Die SNB hat die Aktivierung des Kapitalpuffers
beantragt und der Bundesrat hat dem Antrag stattgegeben. Eine langsame
Korrektur mit dem antizyklischen Kapitalpuffer ist laut Bundesrat
sinnvoller als eine starke Korrektur bei unerwartet hohem Zinsanstieg.
Bedeutet dies, dass die Schweiz vor einer Immobilienblase steht?
Nein, es ist momentan kein Anlass zur Panik gegeben. Jedoch gibt es
eine gewisse Verwundbarkeit auf dem Hypothekar- und
Wohnliegenschaftsmarkt. Entsprechend prüft die SNB schon länger, ob der
antizyklische Kapitalpuffer reaktiviert werden sollte. Nun war auch der
Bundesrat bereit für diesen Schritt zum Schutz der Märkte.
Was bedeutet das für Immobilienkäufer?
Wer bereits eine laufende Hypothek hat, kann sich entspannen. An den
Kreditbedingungen dürfte sich nichts ändern. Der antizyklische
Kapitalpuffer hat jedoch Auswirkungen auf Kreditnehmer, die ab Ende
September 2022 eine Hypothek beantragen. Denn da die Banken ab dann
höhere Eigenmittel halten müssen, werden Hypotheken etwas teurer.
Aufgrund der höheren Preise werden Banken zudem etwas mehr
Widerwillen zeigen, wenn es um die Vergabe von Hypotheken geht. Wer mit
ausreichend Eigenkapital einen Kredit beantragt, dürfte trotzdem kein
Problem haben. Aber so günstig wie in den letzten Jahren werden
Hypotheken aufgrund des Kapitalpuffers nicht mehr sein.
Übrigens: Mehr über die Entwicklung der Immobilienpreise in der Schweiz sehen Sie in diesem Rückblick auf die Preise im Jahr 2021, inklusive Prognose für 2022.
Laut Money Today
bedeutet dies jedoch nicht unbedingt, dass Immobilien in der Schweiz
teurer werden. Denn die Nachfrage nach Liegenschaften wird hoch bleiben.
Da neben Banken auch Versicherer und institutionelle Investoren Kapital
für den Liegenschaftskauf geben, werden selbst die Aufschläge bei
Hypotheken, laut Einschätzung der Experten, niedrig ausfallen. Denn der Markt ist zu heiss umkämpft, um allzu hohe Gebühren zu erlauben.
Für Kaufwillige bedeutet das nach wie vor: Der Immobilienkauf wird
auch über Ende September 2022 sehr gut möglich, wenn auch vielleicht ein
wenig teurer sein. Wie immer gilt es, eine Immobilie in guter Lage mit
stabilem Wertzuwachs zu wählen. Zudem sollten Sie sich fortlaufend über die aktuelle Lage auf dem Markt informieren. Denn obwohl die Immobilienblase nicht vor dem Platzen steht, herrscht keine vollkommene Entspannung.
Dank Kapitalpuffer wissen wir jedoch, dass Bundesrat, SNB und Finma
die Lage sehr gut im Blick haben und bei Bedarf weitere vorbeugende
Massnahmen treffen werden. Quelle: properti